„Gänsehautmoment“ und „purer Stolz“
Bazis-Nationalspieler Körtvelyesi und Franz im Interview
Hinter den Bavaria Beach Bazis liegt eine erfolgreiche Saison, wenngleich das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft wegen des direkten Vergleichs gegen Hertha BSC Berlin verpasst wurde. Immerhin spielten die Münchner bis zum letzten Spieltag in der Spitzengruppe und ernteten dafür viel Anerkennung von der zum Teil überraschten Konkurrenz. Für die sportliche Entwicklung, die jedes Jahr seit der Gründung ansteigt, sind vor allem die Spieler verantwortlich, die den Lohn für ihre Arbeit auf dem Platz einfahren. So gehört Defensivspieler Andy Körtvelyesi seit diesem Jahr zum festen Bestandteil der tschechischen Beachsoccer-Nationalmannschaft. Julian Franz reiste unterdessen mit der deutschen Nationalmannschaft nach Spanien, Italien, Aserbaidschan, Marokko, England und Hamburg. „Andy und Julian sind von Beginn an bei den Bazis dabei, wir sind sehr stolz auf ihre Entwicklung“, sagt Ricky Goller, der sportliche Leiter und Gründer der Bazis. Auch Trainer Marc Lamberger, der im Übrigen selbst als Torwarttrainer den Sprung zum DFB geschafft hat, ist voll des Lobes für seine beiden Schützlinge. „Andy und Julian sind Stützen und Leistungsträger unserer Mannschaft“, bekräftigt Lamberger. „Beide spielen Beachsoccer mit Herzblut, trainieren mit enorm viel Fleiß und Ehrgeiz mehrmals pro Woche und haben sich die internationale Chance verdient.“ Im Interview sprechen „Kört“ und Juli über ihren Erfahrungen bei den Nationalteams.
BBB: Andy und Juli, ihr habt in diesem Jahr beide den Sprung in eure Nationalmannschaften geschafft. Andy spielt mittlerweile regelmäßig für die tschechische Auswahl, Julian für die Deutsche. Wie stolz seid ihr, für euer Heimatland als Nationalspieler auflaufen zu dürfen?
Andy: Natürlich ist man stolz für sein Heimatland zu spielen. Das ist wirklich eine Ehre und jedes Spiel ist was ganz besonderes. Mit der Nationalmannschaft unterwegs zu sein immer sehr speziell, da man ein ganzes Land repräsentiert und diese einzigartige Stimmung einfach spürt. Wenn man die Nationalhymne auf dem Spielfeld hört, überkommt einen ein unbeschreibliches Gefühl. Purer Stolz!
Julian: Es ist eine wahnsinnige Ehre für die deutsche Nationalmannschaft auflaufen zu dürfen. Die Nationalhymne vor einem Spiel zu hören ist ein ist ein absoluter Gänsehautmoment.
BBB: Andy, wie laufen Lehrgänge in der Regel bei euch ab? Wie sieht ein Tagesablauf bei einer Länderspielreise aus?
Andy: Das hängt immer davon ab, was das Ziel der Reise oder Lehrgangs ist. Ein Tageslehrgang schaut wie folgt aus: Der Tag beginnt mit einem leichten Frühstück (Banane, Powerbar), anschließend ist Vormittagstraining. Vor dem Training ist ein Warm-up mit Ball, danach Koordinationstraining mit Ball und Techniktraining. In der Offensive werden Spielzüge mit Torabschlüssen jeglicher Art trainiert. Abschließend machen wir ein kurzes Workout und Dehnen. Am Mittag gibt es ein leichtes Mittagessen (Nudeln mit Gemüse), danach die Besprechung von anstehenden Turnieren/Reisen, Videoanalyse von vergangenen Spielen und Taktikbesprechung. Im Nachmittagstrainig geht es meistens um das Einstudieren von Standards (Abstoß, Eröffnungsspielzüge, Einwürfe, Ecken, Ankicks, Freistöße) sowie die Defensivtaktik und das Defensivverhalten. Das Training endet mit einem Abschlussspiel mit einstudierten Spielzügen sowie einem freien Abschlussspiel. Länderspielreisen laufen ähnlich ab: An spielfreien Tagen wird zweimal trainiert Bei Nachmittagsspielen gibt es ein leichtes Morgentraining. Vor allen Spielen gibt es eine klare Taktikvorgabe. Nach allen Spielen wird das Spiel nochmal analysiert, danach Regenerationstraining mit Physiotherapeuten und Blackrolls. Gegessen wir eiweißhaltig und kohlenhydratlastig, also viel Sportnahrung. Nach dem Abendessen schauen wir uns zusammen das Spiel nochmal an – und dann rechtzeitig ins Bett.
BBB: Ist der Aufstieg in die Division A ein langfristiges Ziel für euch?
Andy: Für mich persönlich ist es das Ziel, aufzusteigen. Der Tschechische Verband hält sich aktuell zurück mit solchen Zielen, weil aktuell eine neue, junge Generation im Anmarsch ist, die wirklich stark ist. Ich denke, in zwei bis drei Jahren werden wir eine starke Nation im Sand sein.
BBB: Julian, du warst bisher in Spanien, Italien, Marokko und England bei der Nationalmannschaft dabei. Bei der EBSL in Aserbaidschan immerhin als Backup. Wie siehst du deine Chancen, bei EBSL-Spielen regelmäßig dabei zu sein?
Julian: Die Chancen sind schwer einzuschätzen, da wir auf der Stürmerpostion viele qualitativ hochwertige Spieler haben. Ich hoffe jedoch mit guten Leistungen den Nationaltrainer von mir zu überzeugen.
BBB: Inwiefern unterscheidet sich das Level von der Deutschen Beachsoccer-Liga?
Julian: International wird deutlich körperlicher gespielt und die Qualität der einzelnen Spieler ist deutlich höher. Ein weiterer Unterschied ist, dass Fehler meist sofort mit einem Gegentreffer bestraft werden.
BBB: Fiel dir die Umstellung auf internationaler Ebene schwer? Und was erwartet Nationaltrainer Matteo Marrucci von dir?
Julian: Es war zu Anfang sehr ungewohnt, aber ich fühle mich mit jedem Spiel besser. Ich versuche meine Spielweise an das körperliche Spiel anzupassen, was mir mit jedem Spiel etwas besser gelingt. Natürlich wird von einem Stürmer immer erwartet Tore zu machen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist jedoch Bälle vorne „fest“ zu machen und zu verteilen oder auch selbst abzuschließen.
BBB: Andy, welche Erfahrungen hast du in dieser Hinsicht gemacht?
Andy: Ich habe gute Erfahrungen gemacht. Ich habe ein super Verhältnis mit unserem Trainer und er gibt mir das Vertrauen, obwohl er mich nicht so oft spielen sieht, weil ich in der deutschen Bundesliga spiele. Der Nationaltrainer Martin Dlouhy erwartet, dass ich mich ganz auf mein Spiel konzentriere und die Mannschaft von hinten führe. Nationalmannschaft unterscheidet sich immer von der Liga, weil wir bei den Bazis ein ganz anderes System spielen und auch andere Spielertypen im Team haben als in der Nationalmannschaft. Das Level ist auch anders. Bei den Tschechen versuchen wir das Spiel permanent schnell zu machen, somit ist das Spiel viel intensiver und schneller.
BBB: Mit den Bavaria Beach Bazis habt ihr beide eine enorme Entwicklung gemacht. Wie wichtig ist die Arbeit mit dem Team am Munich Beach Resort für eure Einsätze mit den Nationalteams?
Andy: Enorm wichtig! Ohne die Bazis hätte ich den Sprung nie geschafft. Ich konnte von den Trainern und Mitspielern so viel lernen und lerne immer noch so viel. Ein großer Dank gilt hier unserem Gründer und sportlichen Leiter Ricky Goller und unserem Trainer Marc Lamberger. Ein weiterer großer Dank gilt Dirk Henrichs, der uns am Munich Beach Resort stets trainieren lässt und uns immer stark supportet!
Julian: Die Arbeit mit dem Team ist enorm wichtig, da meiner Meinung nach das Spielen im Sand sehr viel mit Routine zu tun hat. Also je mehr Stunden man im Sand verbringt, desto besser kann man die Bälle einschätzen, im Sand dribbeln oder auch direkt aus dem Sand abschließen, was durch Unebenheiten im Sand sehr erschwert wird.
BBB: Ihr habt in dieser Saison den tschechischen Torwart Milan Vancat und die französischen Nationalspieler Jeremy Basquaise und Anthony Barbotti eingesetzt. Würdet ihr es befürworten, wenn in der Liga generell mehr internationale Top-Spieler zum Zug kommen – wie es beispielsweise in der italienischen Liga der Fall ist?
Andy: Ich denke da muss man den richtigen Mix finden. Natürlich ist es gut, wenn internationale Topspieler die Liga bereichern, aber das sollte nicht Überhand nehmen.
Julian: Ich finde es sehr gut punktuell auch internationale Spieler einzusetzen, da aus meiner Sicht somit auch das Niveau der Liga erhöht wird.
BBB: Andy, du hast in dieser Saison bereits in der slowakischen Liga gespielt und bist Meister geworden. Sind für euch mehrere Einsätze in ausländischen Ligen reizvoll?
Andy: Ja klar ist das reizvoll. Man fühlt sich ja auch irgendwie bestätigt, wenn man Anfragen aus ausländischen Ligen bekommt. Ich würde das immer mal wieder in Erwägung ziehen,doch die Bazis haben immer Vorrang.