Fitness-Fachexperte für die Bazis
Die Bavaria Beach Bazis haben in dieser Saison ihr Trainerteam um einen wichtigen Posten erweitert. Michael Rubin kümmert sich um die Fitness der Münchner Sandkicker. Der ehemalige professionelle Football-Spieler hier im Interview.
Vom American Football kann der Fußball viel lernen – dieser Satz war in den vergangenen Jahren häufig in den Medien zu lesen, wenn es um den Vergleich der beiden Sportarten ging. Gemeint war dabei vor allem die taktische Arbeit mit diversen Spezial-Trainern für die Offensive und Defensive, aber auch die Arbeit im Kraft- und Athletikbereich. Die Bavaria Beach Bazis haben sich in dieser Saison mit einem Spezialisten verstärkt, der die Fitness der Spieler von Woche zu Woche verbessert: Michael Rubin. Der ehemalige Erstliga-Footballer arbeitet seit dieser Spielzeit mit den Beach Bazis einmal pro Woche an der Athletik im Sand. Die Schwerpunkte variieren dabei zwischen Explosivität, Kraft- und Schnelligkeitsausdauer sowie funktioneller Kräftigung. „Michael macht eine wahnsinnig wertvolle Arbeit mit den Jungs“, sagt Bazis-Trainer Marc Lamberger. „Die Spieler freuen und fürchten sich zu gleichen Teilen, wenn Michi am Montagabend gegen 20 Uhr vom Parkplatz am Munich Beach Resort zum Platz läuft, weil sie wissen, dass die nächsten 45 Minuten ohne Ball extrem anstrengend werden.“ Im Interview spricht Michael Rubin über den Transfer vom American Football auf Beachsoccer, seine Ziele mit den Bazis und eine angestrebte langfristige Zusammenarbeit.
Wie hast Du von den Bavaria Beach Bazis erfahren und wie kam der Kontakt zustande?
Der Kontakt kam eigentlich auf recht einfache, aber doch witzige Art und Weise zustande. Ich unterhielt mich des Öfteren mit meinem ehemaligen Nachbarn Matthias Rühl (Kapitän bei den Beach Bazis) über Fußball, Football und die ein oder andere Trainingsphilosophie. Letztlich war es aber seine Lebensgefährtin Ina (Spielerin bei der Damen-Mannschaft der Bazis), die von meinen Trainingseinheiten schwärmte und dann die Idee zustande kam, für zwei bis drei Einheiten die Bazis zu trainieren. Nun ja, von den anfänglich zwei bis drei Einheiten bin ich zu einem festen Part im Training der Bazis geworden und fühle mich mit dem kompletten Team auch richtig wohl.
Du warst selbst American Football-Spieler in Deutschland. Welche Elemente aus dem Football bringst Du mit ein?
Grundsätzlich denke ich dass die Basics sowohl im Fußball als auch im Football ziemlich ähnlich sind. Der große Unterschied liegt in der Trainingsintensität der Übungen und in der sich steigernden körperlichen Belastung. Ein sehr großer Teil, den ich aus dem Bereich American Football miteinbringe, sind spezifische Übungen um die Schnellkraft und die Kraftausdauer zu steigern. Im Bereich Fußball habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein ziemlich großes Defizit im Training der effektiven Beschleunigungsphase liegt.
Inwiefern eignet sich der Sand als Untergrund für Deine Inhalte?
Der Sand eignet sich absolut perfekt für meine Inhalte, da er zusätzlichen Wiederstand bietet und den Spielern wesentlich mehr abverlangt als auf normalem Untergrund.
Effekte sind bei den Beach Bazis bereits zu sehen, oder?
Die derzeitige Erhöhung der Trainingsintensität zeigt eine deutliche Steigerung der Leistungsfähigkeit. Des Weiteren haben wir einen großen Schritt im Bereich „richtiges Footwork“ gemacht.
Wie trainierst du Explosivität und Schnellkraft?
Explosivität und Schnellkraft trainiere ich durch unterschiedliche beziehungsweise wechselnde Trainingsformen. Ein sehr wichtiger Teil des Trainings sind Sprungkraftübungen, Wechselrichtungsläufe und die von fast allen etwas gehasste, aber extrem wirkungsvolle Laufschule. Ein reines Sprinttraining verbessert zwar die maximale Sprintgeschwindigkeit, hat jedoch keinen signifikanten Einfluss auf den Sprintantritt. Die Antrittsschnelligkeit, die Fähigkeit für schnelle Richtungswechsel sowie die Explosivität lässt sich mit einem Sprungkrafttraining wesentlich effektiver verbessern als mit reinem Sprinttraining.
Doch um die Explosivität und die Schnellkraft zu verbessern muss grundlegend eine gute Basis der Fitness vorhanden sein. Des Weiteren ist zu beachten, dass die Sprintschnelligkeit sich wie die Sprungkraft gezielt trainieren lässt, allerdings ist sie ein wenig mehr von der Veranlagung abhängig als die Sprungkraft. Dass die Schnelligkeit gegenüber der Ausdauer weit weniger steigerungsfähig ist, drückt sich in folgender Sportlerweisheit aus, die einige vielleicht schon einmal gehört haben: „Zum Sprinter wird man geboren, zum Ausdauersportler wird man gemacht.“ Trotzdem lässt sich auch die Sprintschnelligkeit durch gezieltes Training deutlich verbessern!
Was kann der Beachsoccer generell hier noch vom American Football lernen und adaptieren?
Das ist eine schwierige aber dennoch berechtigte Frage. Generell denke ich das beide Sportarten noch vieles voneinander lernen können. Ein sehr wichtiger Bestandteil ist und bleibt die Schnellkraft und einen gut austrainierten Körper zu haben, ohne die Flexibilität und Beweglichkeit zu verlieren. Was mein Engagement bei den Bazis angeht möchte ich natürlich nicht zu viel verraten, aber ich arbeite sehr eng mit einem Kumpel aus den USA zusammen der nahezu gleiche Trainingsmethoden anwendet (Athletiktraining auf einem College) und mit mir in gemeinsamer Arbeit auf die Bedürfnisse und Defizite der Sportler eingeht und die Trainingseinheiten anpasst.
Bei den Bazis stehen die entscheidenden Spiele im Kampf um den Halbfinaleinzug um die Deutsche Meisterschaft an: Wie fit siehst Du das Team?
Zuerst möchte ich erwähnen, dass ich es den Bazis wünsche den Einzug ins Halbfinale zu schaffen, das Potential haben die Jungs auf jeden Fall. Gerade in der entscheidenden Phase einer Saison kommt es lange nicht nur auf die Fitness der Spieler an, sondern auch auf deren mentale Stärke. Du musst als Spieler einfach bereit sein alles zu geben und über den Schmerzpunkt hinaus deinem Team helfen. Grundlegend reicht die Fitness der Spieler absolut aus. Wichtig ist, dass alles davon im entscheidenden Moment abgerufen wird.
Vielen Dank für das Interview und die tolle Zusammenarbeit mit Dir, Michi!