Der Taktgeber im Tor
Für Alexander Völkl war der Traum vom Profi-Torwart schon vorbei. Nachdem es beim TSV 1860 München nach der U19 vor einigen Jahren nicht weiterging und er sich kurz darauf einen Hüfttellerriss zugezogen hatte, stand Fußball erstmal hinten an. In diesem Jahr schrieb der 23-jährige Münchner eine Geschichte, die man so nur im Sport schreiben kann. Er begann bei den Bavaria Beach Bazis mit der Variante Beachsoccer und schaffte nach einigen Monaten Training den Sprung in die Nationalmannschaft. Mit dieser gewann er Anfang September das Promotion Final auf Sardinien, Italien, wo er herausragende Leistungen zeigte. Im Interview spricht Völkl über dieses Erlebnis, die Rolle des Torwarts im Beachsoccer und seine Ziele.
Alex, Glückwunsch zum Sieg bei der Abstiegsrelegation auf Sardinien. Wie hast du diesen besonderen Tag und das Finale gegen Rumänien, das ihr im Neunmeterschießen gewonnen habt, erlebt?
Vielen Dank! Mit Höhen und Tiefen. Wir haben in den ersten beiden Dritteln ein überragendes Spiel gemacht, jedoch im dritten Drittel unseren Faden verloren und es dadurch noch einmal spannend gemacht. Als wir das Elfmeterschießen gewonnen haben, ist ein riesengroßer Stein von den Schultern gefallen und die Freude war grenzenlos!
Wie wichtig waren die guten Leistungen aus deiner Sicht für die Nationalmannschaft, hinter der keine leichte Saison liegt?
Es war wirklich keine leichte Saison. Nach Baku und Warnemünde haben nicht mehr viele Leute an uns geglaubt, dass wir die Klasse halten können und nächstes Jahr weiter in der Division A spielen werden. Doch wir haben ein überragendes Team, mit dem italienischen Ex-Nationalspieler Matteo Marrucci einen Top-Trainer – und endlich konnten wir es auch auf den Sand übertragen!
Du bist erst in dieser Saison so richtig beim Beachsoccer eingestiegen. Wie kam es zu diesem Entschluss?
Dieser Entschluss kam durch Marc Lamberger, Trainer und Ex-Torwart bei den Bavaria Beach Bazis. Marc und ich kennen uns schon aus der Zeit beim TSV 1860 München und haben irgendwie nie den Kontakt verloren. Anfang Mai schrieb er mir eine Nachricht, ob ich nicht Lust hätte, bei einem Vorbereitungsturnier der Bavaria Beach Bazis vorbeizuschauen. Bei diesem Turnier haben wir viel über das Thema Beachsoccer gesprochen und er überzeugte mich, einzusteigen.
Hättest Du gedacht, dass der Sprung zum DFB so schnell klappen kann?
Nein, überhaupt nicht! Ich habe daran auch keine Gedanken verschwendet, da ich mich erstmal an Beachsoccer gewöhnen wollte und viel zu lernen hatte.
Du hast bei den Bavaria Beach Bazis Ex-Torwart Marc Lamberger sowohl als Mannschafts- als auch als Torwarttrainer. Bei der Nationalmannschaft ist er ebenfalls dein Torwarttrainer. Ein Vorteil oder Nachteil?
Ganz ehrlich, beides! Natürlich trainiere ich mit Marc bei den Beach Bazis zusammen und kann mich dort auch empfehlen, jedoch sind wir beide professionell genug und wissen auf was es in diesem Sport ankommt, wodurch ich keine extra Lorbeeren bekomme.
Du warst in der Jugend Torwart in den Nachwuchsleistungszentren der SpVgg Unterhaching und dem TSV 1860 München, zudem bereits bei Lehrgängen der Junioren-Nationalmannschaft eingeladen. Wie fühlt es sich an, nun – mit 23 Jahren – so eine internationale Karriere im Beachsoccer starten zu dürfen?
Wie ein Traum. Nach meiner aktiven Zeit im Rasenfußball und meiner schwerwiegenden Hüftverletzung habe ich eigentlich bereits mit dem Kapitel, aktiver Leistungssportler zu sein, abgeschlossen. Dass ich jedoch durch das Beachsoccer noch einmal diese Chance bekommen habe, ist wie ein Traum. Ich glaube für einen Sportler gibt es nichts Schöneres als den Adler auf der Brust tragen zu dürfen.
Du bist neben deinem Sportmanagement-Studium auch Torwartkoordinator am Deutsche Fußball-Internat Bad Aibling. Sprechen dich deine Jungs oft auf Beachsoccer an?
Ja, viele von ihnen sind fasziniert von diesem Sport und haben auch live ein paar Spiele der Deutschen Beachsoccer-Nationalmannschaft verfolgt. Dadurch haben wir bereits einige Trainingseinheiten im Sand absolviert, was ihnen riesig Spaß gemacht hat.
Was gefällt dir an der Fußballvariante im Sand besonders?
Als Torwart beim Beachsoccer bist du wie der Sechser im Rasenfußball. Du lenkst das Spiel, gibst den Takt vor, kannst Tore vorbereiten oder sogar selber erzielen, kannst ein Spiel mit einer Parade oder einem Abwurf entscheiden. Du musst viel Verantwortung übernehmen und das ist genau das, was mir so besonders an diesem Sport gefällt.
Gibt es internationale Beachsoccer-Torhüter, die dich beeindrucken?
Das gibt es einige, wie zum Beispiel den spanischen Nationaltorwart Dona oder den ehemaligen Profitorwart von Olympique Marseille, Elinton Andrade, der für Portugal spielt. Ich hatte das Glück, beide Torhüter live auf Sardinien verfolgen zu dürfen und konnte dadurch viel von ihnen lernen. Sie spielen auf dem höchsten Niveau und genau das ist auch mein Ziel, irgendwann mich mit ihnen messen zu können.
Wie sieht dein Fahrplan in den kommenden Monaten aus, nachdem die Saison vorbei ist?
Ich werde, solange das Wetter es zulässt, weiter draußen im Sand trainieren und nebenbei im Fitnessstudio die Grundlagen für die kommende Saison aufbauen. Das geschieht alles in Absprache mit dem Trainer.
Mit welchen Zielen gehst du ins Beachsoccer-Jahr 2019?
Mein erstes Ziel für das nächste Jahr ist, dass wir es mit den Bavaria Beach Bazis in die Finals der Deutschen Beachsoccer-Liga schaffen, nachdem wir dieses Ziel in diesem Jahr punktgleich mit dem 4. Platz knapp verpasst hatten. Des Weiteren versuche ich meine Position in der Nationalmannschaft zu festigen und mich weiterzuentwickeln.